Frangelico hat geschrieben:Und nicht von der Grafik abschrecken lassen...
Hab's mir gerade mal angesehen. Die Figuren sehen ein bisschen unproportioniert aus. Kann man sich aber dran gewöhnen, denke ich.
Ich habe gestern TimeLapse beendet. Könnte für Mystiker durchaus etwas sein.
Story: Professer Nichols (glaube ich) hat die Theorie, dass Ägypter, Osterinseln, Mayas und Anasazi (wohl ein Pueblo-Stamm) von außen zivilisatorisch getriggert sein müssen und kommt darauf, das könne nur von Atlantis ausgegangen sein. Deshalb setzen ihm seine Kollegen die Erich-von-Däniken-Pappnase auf. Doch Nichols findet ein Portal in einer Höhle auf den Osterinseln, ruft den Protagonisten an und geht durch das Portal. Dort wird er in einer Zeitkapsel gefangen gehalten und der Spieler muss ihn befreien. (Warum er gefangen gehalten wird, wo er gefangen gehalten wird, warum dem Spieler das nicht passiert und wie man ihn letztendlich befreit, wird alles nicht so richtig erklärt. Aber wer will denn so pingelig sein.) Dazu muss der Spieler durch das Portal drei Welten bereisen (Ägypten, Yucatan, Südnordamerika), dort Genproben einsammeln, mit denen er schließlich nach Atlantis darf. Dort geht er entweder über die Wupper oder triggert den Heimflug von Atlantis in eine Galaxis far, far away. Dabei gibt es die Varianten, dass er mitfliegt oder nicht mitfliegt.
Technik: Das Spiel hat sehr schön gemachte Graphiken, die - wie ich gelesen habe - im Genre erstmalig in Raytracing ausgeführt sind. Die Auflösung liegt bei mageren 640x480 Pixeln. Die einzelnen Standbilder sind mit festen Verbindungen verknüpft, freie Drehbarkeit gibt es nicht. Gesteuert wird entweder mit der Maus (hakeliges Finden der Ausgänge) oder mit den Pfeiltasten der Tastatur. Letzteres ist deutlich besser, weil dann links unten angezeigt wird, welche Bewegungsoptionen es im aktuellen Standbild gibt. Zum Speichern und Laden werden die Windows-eigenen Routinen benutzt. Beim Spielstart muss immer CD 1 im Laufwerk liegen, jede der Welten hat eine eigene CD. Wer also Osterinseln/Ägypten hinter sich hat, muss nach dem Spielstart unmittelbar die CD wechseln. Wer - wie ich - das ambientartige Hintergrundgedudel abschaltet, schaltet auch die Sprachausgabe ab. Das Spiel läuft auf 64bit-Systemen nicht. In meiner VM hatte es massive technische Probleme, weil Ton und Bild stark auseinanderliefen und das Spiel gerne bei Rätseln abstürzte. In Atlantis ereigneten sich die Abstürze dann im 5-Minuten-Takt. Auf meiner 32bit-XP-Maschine lief das Spiel hingegen stabil.
Rätsel: Das Spiel enthält alle Rätseltypen, die wir aus Wimmelbild-Adventures kennen: Drehrätsel, Schieberätsel etc. Vor allem aber gibt es eine Unmenge Rätsel, die auf Mustererkennung beruhen. Die Muster können in dem irrsinnig langen und anwachsenden Journal des Professors, an irgendwelchen Wänden etc. zu finden sein. Man muss auf Geräusche achten, die mit Mustern in Zusammenhang stehen und diese wieder in Piktogramme umsetzen können. Am Ende sind die Muster in Codes umzusetzen, die den Zugang zu weiteren Bereichen freigeben. Dazu kommen noch eine Reihe von Musikrätseln, bei denen es darum geht, Tonfolgen zu reproduzieren. Für Leute, für die extensives Notizenmachen ein Adventure erst so richtig gut macht, ist TimeLapse ein Paradies. Das Spiel besitzt eine In-Game-Kamera, mit der man Muster photographieren darf. Da man mit den Bildern aber nichts anfangen kann - man kann sie z.B. an denen Stellen, an denen man das Muster anwenden muss, nicht parallel öffnen - ist dieses Feature völlig nutzlos. Nett gemeint, aber nicht zu Ende gedacht. Letzten Endes muss man also doch alles aufschreiben und mitmalen. Da ich (siehe oben) Probleme mit dem Sound hatte, hätte ich, selbst wenn ich gewollt hätte, alle Rätsel, in denen Klänge eine Rolle spielen, nicht lösen können.
Fazit: Das Spiel spricht eine spezielle Spielergruppe an. Ich denke, dass es dieser Gruppe auch eine Menge zu bieten hat. Ob diese Gruppe allerdings die Actioneinlage am Ende des Spiels goutiert, wage ich zu bezweifeln. Richtig einschätzen kann ich die Qualität des Spiels nicht, denn ich gehöre nicht zur Zielgruppe. Wie bei diesen Spielen üblich, passiert im Spiel gar nichts. Die Handlung hat davor stattgefunden. Das Ziel jedes Abschnitts - eine Genprobe zu sichern - wird erst in Atlantis begründet, wohin man aber erst kommt, wenn man die Genproben gesichert hat. Dass die Motivation für das, was man tut, erst geliefert wird, wenn man es getan hat, ist ein Anfängerfehler. Dass der Protagonist nicht gefangen genommen wird, der Professor aber schon ist ein Logikfehler. Das Spiel ist so tot wie alle Myst-Klone. Daran ändern auch die kleinen Animationen in den Standbildern nichts. Ich habe in einigen Kritiken gelesen, die Rätsel seien organisch in die Handlung eingebettet. Das ist offenkundig Unsinn. Wenn es keine Handlung gibt, kann auch nichts eingebettet werden. Die Welten wirken konstruiert, genau wie die Rätsel. Ich finde TimeLapse unglaublich langweilig. Die Rätsel sind durch die Bank keine, die ich in Adventures sehen will. Ich halte TimeLapse noch nicht einmal für ein Adventure. Es ist eine animierte Knobelaufgabensammlung.
Jetzt zocke ich erst einmal Final Fantasy VII zum zweiten Mal.