Inzwischen bin ich mit
State of Mind durch und weder begeistert, noch vollends enttäuscht. Es ist ein Spiel, auf das wohl am ehesten unter der Wertung "geht so" durchgeht.
Es zerbricht einfach unter der Last seiner eigenen Handlung, die es nicht stemmen kann. In der Handlung werden drei große Themen behandelt: virtuelle Realitäten, menschliche Maschinen und der Konflikt zwischen Mensch und Maschine und Datenschutz. Alle drei Themen sind sehr, sehr komplex, wie wir ja alle wissen und alle Themen hängen natürlich auch irgendwie zusammen, wenn man ein Zukunfsszenario erschaffen will, aber wieso muss man denn versuchen, alle Themen wirklich philosophisch betrachten zu wollen? Sich für eines dieser Themen für die Haupthandlung zu entscheiden und die anderen einfach als gegeben hinzustellen, hätte dem Spiel sehr viel besser getan, denn in der Spielzeit von ca. 12 Stunden hetzt die Handlung von einem Thema zum nächsten und keines dieser drei Themen fühlt sich am Ende wirklich zufriedenstellend an. Zu häufig wird man ins kalte Wasser geworfen und zu häufig wird man da auch wieder hinausgerissen. Erzählerisch ist das Spiel wirklich das schlechteste der Ganteföhr-Spiele. Weil die Themen derart komplex sind, kommt einfach nie ein Gefühl auf, dass man sich vollends in die Handlung eingefunden hat. Problematisch ist hierbei auch, dass das Spiel extrem schnell zwischen den Charakteren hin und her wechselt und man sich nie in seinen momentanen Charakter einfinden kann.
Trotzdem gewinnt das Spiel im letzten Drittel zumindest soweit an Fahrt, dass man es dann doch gerne beendet, aber Emotionen kommen dabei keine auf. Muss ich zum Ende für Tod oder Leben eines Charakters entscheiden, ist mir das vollkommen egal, weil ich nie die Chance hatte, eine Bindung zu ihm aufzubauen.
Eine Teilschuld tragen hier sicherlich auch die knappen Dialoge. Es gibt kaum Dialogbäume und wenn, dann passen die Kommentare nicht, wenn man sie nicht in der vorgesehenen Reihgenfolge durchklickt. Mein Messenger enthält sehr viele Kontaktpersonen, aber im Spiel kann ich nicht Mal ein Drittel davon anrufen und eigentlich auch nur, wenn das Spiel das verlangt. Ich weiß viel zu wenig über die Eigenschaften und die Geschichte der Charaktere. Speziell auch beim Bösewicht wäre eine Vorgeschichte elementar gewesen. Lediglich mein Hauptcharakter wird für mich zum Ende hin zu einer runden Sache. Über Nebencharaktere, wie seine Affäre, hätte ich gerne sehr viel mehr erfahren. Wie gesagt: Weniger Handlung, dafür mehr Tiefgang. Das hätte der Sache sehr gut getan.
Das Grundgerüst der Handlung finde ich dennoch gelungen, aber es fehlen halt die Emotionen und ein wirkliches Auseinandersetzen mit den Themen, die man durchläuft. Das Spiel fühlt sich insgesamt jedenfalls wie eine interaktive Serie an, die es genau so auch auf Netflix geben könnte. Leider ebenso linear.
Dann gibt es eine recht hakelige Steuerung, vor allem der Kamera, an die ich mich bis zuletzt noch nicht gewöhnt habe. Da es ein Adventure ist, ist das soweit ok, weil man sich eben Zeit nehmen kann, aber es wirkt doch nervig.
Durchgefallen sind die Minispiele als Rätselersatz. Da haben wir einmal das Drohne-Fliegen, auf das das Spiel insgesamt drei Mal zurückgreift. Mit der erwähnt hakeligen Steuerung wird das Ganze sehr lästig. Fliegt man das erste Mal noch gemütlich herum, gilt es später etwas an passende Stellen zu transportieren und im Finale sich vor gegnerischen Drohnen zu verstecken und dann schnell genug von A nach B zu kommen. Das führt zu diversen Fehlversuchen, aber immerhin startet man nach der Vernichtung gleich wieder vor dem Gefahrenpunkt. Es gibt aber noch mehr Minispiele und die fallen auf ganzer Linie durch, denn darunter sind auch solche, die nichts, aber auch wirklich gar nichts mit der Handlung zu tun haben... So darf man mit einem Spielzeug herumfliegen und das bringt absolut gar nichts, nicht einmal Nebeninfos oder andere Ansichten. Und das Geilste ist das individuelle Ausstatten eines Museums. Auch hier fliegt man diverse Objekte umher und platziert sie frei nach Schnauze, um ein Freiluft-Kunstwerk zu erschaffen. Das wäre ja als optionale Aufgabe noch recht ok, denn eine der Schlüsselszenen der Handlung findet in dem Museum statt. Doof nur, dass diese Schlüsselszene erst startet, wenn man fertig dekoriert hat und diese dann in einem Heißluftballon über dem Museum stattfindet. Nach der Szene wird dann alles auf Ausgangszustand zurückgesetzt. "Herzlichen Glückwunsch zum Verschwenden Ihrer Lebenszeit." Es sind Elemente wie diese, die das Spiel regelrecht zerstören. Zwischendurch darf man auch mal seiner Arbeit nachgehen, dem Journalismus. Dazu stellt man aus Textbausteinen einen Zeitungsbericht zusammen. Und das bringt? Richtig, absolut gar nichts...
Jedes einzelne Minispiel dient wirklich nur dem künstlichen Strecken der Handlung, wo diese Zeit die Handlung selbst dringend gebraucht hätte.
Dafür ist das Spiel sehr komplex in den Schauplätzen. Die sind zwar nie fürchterlich weitläufig, aber immer konsequent und gut gestaltet. Auch Barrieren, um die Spielewelt zu begrenzen, sind immer logisch aufgebaut. Das ist wirklich eine ganz, ganz dichte Atmosphäre, die verdammt gut aussieht. Grafische Schwankungen gibt es im Prinzip nur bei Fernansichten. Alle Schauplätze in Nahansicht sind gut gestaltet und grafisch wesentlich hochwertiger als die Charaktere. Es wirkt trotzdem etwas anstrengend, diese Schauplätze zu durchlaufen, weil sie mit Objekten überfrachtet sind. Man muss zwischendurch wirklich mal stehenbleiben und sich umsehen, wenn man wirklich alles richtig erfassen will. Ich denke, das hat auch etwas mit dem Designstil zu tun, der konsequent dreieckig ist. Alles ist eckig und das wird das ganze Spiel über so durchgezogen. Auf die Handlung bezogen macht dieses Design am Ende sogar irgendwo Sinn, zumindest in einem künstlerischen Aspekt, aber ein normales Design hätte der Handlung und dem Spiel auch keinen Abbruch getan. Vor allem die Charaktere mit ihrem Dreieck-Design sind mir bis zum Ende unangenehm aufgefallen. Die sind einfach hässlich und unglaubwürdig. So würde kein Charakter jemals aussehen, auch ein virtuelles Ich nicht.
Die Musik plätschert belanglos, fast als reine Geräuschkulisse, vor sich hin. Nicht gut.
Es gibt mehrere Fehler. Mal bleibt mein Charakter irgendwo hängen und ich komme da nicht mehr weg. Dann gibt es einige Logiklöcher, die mal der zu schnell erzählten Handlung geschuldet sind und mal auch einfach Fehler sind. Opfere ich am Ende einen Charaktere, der daraufhin gelöscht wird, staune ich nicht schlecht, als der in der Schlusssequenz plötzlich wieder lebt.
Das Spiel hat mehrere Enden (insgesamt 4). Sowas mag ich dann nicht, wenn man ein Spiel hat, das automatisch speichert und daher nicht wiederholbar ist, aber die Enden sind so offensichtlich, dass man intuitiv das gute Ende wählt. Eine innere Unzufriedenheit hatte ich aber doch, weil das jedes der Enden generell auch negativ ist, dass ich mir auf Youtube die übrigen Enden auch noch anschauen musste. Da fällt das Spiel bei mir also doch noch durch.
Ein großer Pluspunkt ist die deutsche Sprachausgabe, durch die man sich voll und ganz auf das Spiel einlassen kann. Erwähnte Geräuschkulissen wie Nebengespräche, Werbung und Nachrichten fallen zusätzlich positiv auf. Hier und da schleicht sich aber auch mal eine englische Sprache ein und auch manche Aufzeichnungen sind nicht übersetzt. Schade, denn was darin steht, erfährt man dann erst stark gekürzt an einer Pinwand.
Positiv überrascht hat mich aber die Länge des Spiels und der Umfang der Schauplätze. Am letzten Tag habe ich 7 Stunden am Stück gespielt und das bis tief in die Nacht. Eigentlich nur, weil das Spiel eigentlich ein Ende andeutete und dann ging es weiter und weiter und weiter.

Tatsächlich hat es Martin auch irgendwie geschafft, die Spannung über diese ganzen Verlängerungen weiter aufrecht zu halten und weiter aufzubauen. Rein von der Erzählung her macht das Spiel dann doch irgendwo einen guten Job, sofern es erst Mal in Gang gekommen ist. Es fehlt halt nur am entsprechenden Tiefgang.
Insgesamt ein Spiel, das man gespielt haben kann, aber nicht zwingend muss.
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Jack the Ripper.
Frodo lag mit dem Kopf in Sams Schoß, tief im Schlaf versunken; auf seiner weißen Stirn lag eine von Sams braunen Händen, und die andere ruhte leicht auf seiner Schulter. In ihren Gesichtern stand Friede.
Gollum betrachtete sie. Ein seltsamer Ausdruck zog über sein ausgemergeltes Gesicht. Das Flackern schwand aus seinen Augen, und sie wurden trüb und grau, alt und müde.